Jaarboek 1985-1986 - pagina 35

turn, weil die katholische Kirche nicht Mitglied des Weltrats der Kirchen ist und deshalb an dem Beschluss des Weltrats des ökumenischen Rats nicht aktiv beteiligt war, so dass die Beteiligung der katholischen Kirche an dem ganzen Unternehmen bisher eine offene Frage ist. Pest steht aber jetzt eben der Gebetstag fur den Frieden in Assisi, der, soweit ich weiss, in vielen örtlichen Gemeinden von gemeinsamen Gebetstagen begleitet sein wird. Es ist undenkbar, dass es in Überlebensfragen der Menschheit bei einem einmaligen Gebetstag bleiben kann. Wenn die christlichen Kirchen und die Weltreligionen durch die Tat bewiesen haben, dass sie zum Gebet zusammenkommen können, so werden sie eine Form finden, um auch zum verantwortlichen Gesprach zusammenzutreten. Wichtig ist die Frage, wer zu dem vom ökumenischen Rat der Kirchen geplanten Treffen, zu der Weltkonferenz, wie man es bisher nannte, einladt. Die Versammlung wird, davon bin ich überzeugt, nur dann ökumenisch, d.h. umfassend sein, wenn die katholische Kirche gemeinsam mit den im ökumenischen Rat vertretenen Kirchen zu ihr einladt. Sie wird nach dem Gebetstag van Assisi nicht auf weitere Schritte verzichten können. Der ökumenische Rat wird zu jeder Art seiner Mitwirkung bereit sein mussen auf die er sich mit der katholischen Kirche einigen kann. Das ist nicht nur meine Meinung, ich habe gesehen, dass man auch in Genf im ökumenischen Rat selbst dieser Meinung ist. Er wird aber seine eigenen Planungen so lange rasch vorantreiben mussen als die katholische Kirche sich nog nicht zu eigenem Handeln entschlossen hat. Unzureichend, ja hemmend würde es wirken, wenn der ökumenische Rat seine Planung als feststehend deklarieren und die katholische Kirche nur zur Teilnahme einladen würde. Das entspricht nicht ihrem Gewicht. Eine Frage, die bereits in dem was ich zuerst vorgelesen habe auftauchte, die ich dort aber noch nicht ausdrücklich genannt habe, war die Frage des Namens der Versammlung. Dietrich Bonhoeffer sprach von einem Konzil. Dem ökumenischen Rat in Vancouver 1983 lag ein Antrag vor, ein Konzil zu berufen. Ebenso hat der evangelische Kirchentag gesprochen, und ich habe damals dieses Wort übernommen. Es ist ein schönes Wort. Die christliche Kirche hat in ihrer Geschichte dann Konzilien einberufen, wenn Grundfragen ihres Glaubens und Lebens spruchreif wurden. Diesen Namen zu wahlen will ausdrücken: Wir meinen die Sache ernst. Auf der anderen Seite hat dieser Name die grosse Schwierigkeit, dass er sowohl in der katholischen wie in der orthodoxen Tradition mit kirchenrechtlichen Bedeutungen beladen ist, die es für die eben genannten Kirchen vermutlich schwer machen würden sich zu einer Zusammenkunft mit anderen Kirchen zu treffen, mit denen sie nicht die eucharistische Gemeinschaft haben, mit denen sie nicht gewisse zentrale Dogmen teilen, zu einer Versammlung, die nach ihrem eigenen Sprachgebrauch für sie selbst einen bindenden, einen rechtlich bindenden Charakter hat. Nachdem ich diese Frage mit einer Reihe von Freunden aus verschiedenen Kirchen bespfochen hatte, bin ich persönlich zu der Meinung gekommen, dass ich auf dem Wort 'Konzil' keinesfalls beharren sollte, sondern dabei bleiben sollte, wie ich 33

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