Jaarboek 1985-1986 - pagina 51
haben nichts anderes getan als die Konsequenzen der überlieferten kirchlichen Lehre zu ziehen. Sie haben aber anerkannt, dass wir heute unter dem Schutz der nuklearen Abschreckung leben, und dass wir diese nicht einfach dadurch abschaffen können, dass wir dieses an sich zutreffende moralische Urteil über sie fallen. Also eine politische Anstrengung eines anderen Schutzes des Friedens, d.h. einer politischen Lösung in der Richtung auf eine Abschaffung der Institution des Kriegs. Das hat innerkatholisch grosse Kontroversen gegeben und mit gutem Grund. Ich verstehe diese Kontroversen sehr gut. Das sind die schwierigen Fragen, denen man sich stellen muss. Aber wenn christliche Theologen die mundane Meinung, die weltliche Meinung, akzeptieren, dass die Institution des Kriegs überwunden werden muss, dann können sich die beiden Flügel, die es in der christlichen Tradition immer gegeben hat, auf dieses einigen. Und dann wird sich herausstellen, dass die christliche Lehre von Anfang an eben eine Veranderung der Welt intendiert hat, eine Veranderung, von der allerdings wir gelernt haben, dass sie nicht einfach durch unseren Willen kommt, sondern dass sie letzlich durch den Willen Gottes kommt. Hier ist nun ein anderes modernes Vorurteil sehr gefahrlich, das Vorurteil, man könne und müsse alles allein machen. Es ist ebenso gefahrlich wie das Vorurteil, man solle gar nichts tun. 'Selig, die Friedensmacher' sagt Jesu in der Bergpredigt. Der Friede muss gemacht werden. Er muss nicht nur erwartet werden. Es ist aber zugleich so, dass er nicht gemacht werden kann durch unsere Macht, sondern dass nur entschiedener Wille auf unserer Seite gefordert ist, und, nun, entschiedener Wille, das ist sehr viel, und dass wir im übrigen Gott vertrauen sollen. Und wenn man Christen zusammenruft, dann darf man damit schliessen, dass man Gott vertrauen soil. Nun, ich danke Ihnen für Ihre Geduld.
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