1960 Geloof en Wetenschap : Orgaan van de Christelijke vereeniging van natuur- en geneeskundigen in Nederland - pagina 282

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G. A. LINDEBOOM

nenten. Unordnung und Systemlosigkeit dagegen verbrauchen kostbare Lebenssafte. Fur jeden Mediziner, der nicht nur Beamter ist, heisst Beherrschung seiner Arbeit: Beschrankung und Wahl, Organisation und Methode, Ordnung und System. Das alles würde aber fur die meisten unser nicht genügen sich vor Uberarbeitung und Surménage zu schiitzen, wenn die standige Arbeit nicht von Zeit zu Zeit durch klirzere und langere Perioden von Relaxation und Ruhe in der Stille der Natur unterbrochen würde. Das ist gewisz in unserer Welt, die voll ist von Larm, und worin wir in jedem Augenblick informiert werden über allerhand Wichtiges, das auf Erden geschickt, und über alle Katastrophen auf unseren Planeten, — das ist sicher in meinem übervölkerten Lande nicht so leicht. Relaxation ist eine Kunst. Sie ist nicht nur passiv, sondem auch aktiv. Die aktive Relaxation ist keine absolute Erschlaffung, nur der psychische Hypertonus fallt weg, ein Krampf lost sich, die ganze Person atmet auf. Aktive Relaxation ist Rekreation. Dieses Wort hat einen tiefen Sinn: die Krafte werden erneuert und neugestaltet. Weil so weinig Menschen die Kunst des Relaxierens verstehen, macht die pharmaceutische Industrie mit ihren Tranquilizers, ihren Ataractica gute Geschafte. Sie sollen den Geist beruhigen und entspannen, und die geistige Hypertonie wegnehmen. Aber der schone griechische Name Ataractica ist irreführend. Sie können nur etwas herbeiführen, das der Ataraxie ahnelt. Der bekannte französische Arzt und Schriftsteller George Duhamel schrieb (in der ,,Semaine des Hópitaux de Paris") einen lebensweisen Aufsatz über die Ataraxie im 20. Jahrhundert. Er kommt darin zurück auf seinen alten Wunsch: einen „pare national du silence" und verlangt für Menschen seines Schlages jeden Tag einige Stunden, jeden Monat einige Tage, jedes Jahr einige Monate der Einsamkeit — einer Einsamkeit, die eine „ataraxie laborieuse" sein soil, ein Rest der vita contemplativa des Mittelalters. Die Erfüllung solcher Wünsche ist für die meisten unser wohl eine Illusion; nur die begnadigtsten werden sich deren Erfüllung materiell leisten können. Aber der Wert von Perioden geistiger Entspannung, Relaxation, ist nicht zu unterschatzen. Sir Ogilvi, ein englischer Chirurge, gibt in seinem Buch: no miracles among friends, einen interessanten Rückblick auf sein Leben voll von Arbeit und Bewegung. Aber er widmet auch dem Thema „Leisure" ein ganzes Kapitel, worin er aus eigener Erfahrung den Wert von langeren Arbeitspausen betont. Selbst für seine Landsleute, mit ihren langen „Week-ends" hielt er einen solchen Ratschlag offenbar für nicht überflüszig.

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