1968 Geloof en Wetenschap : Orgaan van de Christelijke vereeniging van natuur- en geneeskundigen in Nederland - pagina 232

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EVOLUTION UND SCHÖPFUNG

Handeln, die Kultur, die Liebe, die Freiheit, die Arbeit u.a. Die Verhaltensforschung, vor allem auch neuere Freilandbeobachtungen an Schimpanse und Gorilla zeigen uns, dass die Fahigkeit, unter Erfahrungseinsatz zu lernen, bei den Menschenaffen durchaus vorhanden ist. Komplizierte soziale Verhaltensweisen, Werkzeugherstellung und Gebrauch, asthetische Motive, die wir fur die Menschenaffen nachweisen konnen, diirfen keineswegs als rein instinktiv festgelegt beurteilt werden. Die neuesten Aufzuchtprotokolle von Gorillababys zeigen, dass sich auch fur die Jugendentwicklung von Mensch und Menschenaffe die ehemals postulierten Unterschiede zu verwischen beginnen. Die geisteswissenschaftlichen Anthropologen werden in Zukunft alle Mühe haben, die von Gehlen und Portmann ins Feld geführten Kriterien der Sonderstellung des Menschen zu halten. Das betrifft vor allem die von Gehlen benutzte Fetalisationshypothese, ferner die von ihm analysierte Kategorie der Handlung und schliesslich auch das von Portmann in die Diskussion eingebrachte Stichwort vom extrauterinen Fmhjahr des Menschen. Vielleicht kann ich Ihnen den Vorgang der Relativierung eines sog. menschlichen Sondermerkmals am Beispiel der Fetalisationshypothese und des extrauterinen Friihjahrs erlautem. Es war die Entdeckung des Anatomen Bolk, dass einige typische Merkmale des erwachsenen Menschen bei Affen in embryonalen und in kindlichen Entwicklungsstadien vorkommen, dann aber im Verlauf der Jugendentwicklung verlorengehen, wahrend sie eben beim Menschen erhalten bleiben, so beispielsweise die geringe menschliche Behaarung, die beim Menschen vor allem auf den Kopf beschrankt ist. Das neugeborene Gorilla-Junge zeigt ebenfalls diese reduzierte Behaarung, gewinnt aber dann sein körperbedeckendes Haarkleid, das wir von erwachsenen Zootieren kennen. Aus diesen und anderen Beobachtungen folgerte Bolk, dass beim Menschen ganz allgemein eine Verlangerung des Embryonal- und Jugendstatus auf Lebenszeit erfolgt. Der Mensch ist - so sagt es Bolk - ein geschlechtsreif gewordener Primatenfetus. Diese recht brilliante These wurde bald von den geisteswissenschaftlichen Anthropologen übemommen, beispielsweise von Gehlen, und weiter ausgebaut. Sie schien das alles zu leisten, was man bisher in Auseinandersetzung mit der Evolutionsbiologie vergeblich versucht hatte, namlich fur den körperlichen und geistigen Bereich eine klare Abgrenzung und Besonderung des Menschen zu gewinnen. Die Entdeckung von Portmann, dass der neugeborene Mensch in

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