1968 Geloof en Wetenschap : Orgaan van de Christelijke vereeniging van natuur- en geneeskundigen in Nederland - pagina 234

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EVOLUTION UND SCHÖPFUNG

verweisen und ihr die Antwort überlassen. Der Theologe bringt diese Geduld nicht auf, vor allem deshalb nicht, weil er weiss, dass die aufgezeigte offene Situation ausserst gefahrlich werden kann. Das erkenntnismassige Problem hat namlich eine ethische Komponente, die im folgenden noch angedeutet werden muss. Wie Ihnen allen bekannt sein wird, ist in Deutschland bereits der Versuch unternommen worden, die Geschichte der Menschheit unter rein evolutionsbiologischen Gesichtspunkten zu sehen und zu manipulieren. Ich meine die Bemühungen des Sozialdarwinismus, einer Wissenschaftsrichtung, die das Selektionsprinzip auf den staatlichen Bereich anwenden wollte. Die bekanntesten Vertreter des frühen Sozialdarwinismus in Deutschland sind Haeckel, Schallmayer, Ploetz, Ammon und Tille. Hatte Haeckel immer wieder mit Betonung darauf hingewiesen, dass der „grausame und schonungslose Kampf ums Dasein" alles Leben unter Einschluss des Menschen bestimme und so zu einer Auslese der „bevorzugt Tuchtigen" führe, so war man in der Folgezeit darum bemüht, die zivilisatorische Entwicklung der Menschheit im umfassendsten Sinne, unter Einschluss aller Geblete, auf diesen Mechanismus abzustellen und alle kontraselektorischen, d.h. lebensunwertes Leben erhaltenden Faktoren zu ermitteln und zu beseitigen. Das blieb zunachst ein rein theoretisches Unternehmen. Oscar Hertwig ist einer der ganz wenigen Biologen in Deutschland, die die heraufziehende Gefahr wittern. 1918 wamt er mit geradezu prophetischem Gespür: „Man glaube doch nicht, dass die menschliche Gesellschaft ein halbes Jahrhundeil: lang Redewendungen, wie unerbittlicher Kampf ums Dasein, Auslese des Passenden, des Nützlichen, des Zweckmassigen, Vervollkommnung durch Zuchtwahl usw. in ihrer Übertragung auf die verschiedensten Geblete wie taglich Brot gebrauchen kann, ohne in der ganzen Richtung ihrer Tdeenbildung tiefer und nachhaltiger beeinflusst zu werden". Der Warnruf ist damals ungehört verklungen. In den grauenhaften Auswüchsen von Rassenhygiene und Rassenanthropologie wahrend des Dritten Reiches findet der alte Sozialdarwinismus sein von Hertwig prophezeites Ende, wobei darauf hinzuweisen ist, dass die Beziehungen zwischen dem Sozialdarwinismus und der Rassenideologie des Dritten Reiches ausserst verwickelt sind und einer genauen Klarung bedürfen. Das Problem aber, ob der Mensch gegenüber der belebten Natur eine Sonderstellung habe, worin sie zu sehen und wie sie für die

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